Zusammenfassung #
Der Durchbruch zur Herstellung der mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna war die Entwicklung einer Hülle aus kationischen Lipiden. Reine mRNA würde leicht durch spaltende Enzyme, sogenannte Ribonukleasen, abgebaut werden und könnte zudem die Zellmembran nur schwer überwinden. Eine Doppelschicht aus Lipid-Molekülen bildet kleine Kügelchen und darin eingepackt befindet sich die mRNA. Aufgrund ihrer geringen Größe werden sie als Lipid-Nanopartikel bezeichnet. Um diese wiederum zu stabilisieren, wird eine PEG (Polyäthylenglykol) Beschichtung benötigt. Unabhängig von der genetischen Manipulation köpereigener Zellen zur Exprimierung von S-Protein Antigenen, stellt sich die Frage nach „Qualität“ dieser Nanolipide und deren PEG Schutzhüllen. Können diese Materialien selbst gesundheitsschädlich sein und sind unterschiedliche „Qualitäten“ eventuell Verursacher von herstellungslosabhängigen Nebenwirkungsprofilen?
Die durch die EMA zugelassenen mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 enthalten Teile der Erbinformation von SARS-CoV-2 in Form von messenger-Ribonukleinsäure. Beim Impfen wird diese mRNA in den Muskel gespritzt und gelangt so in Körperzellen. Die Lipid-Nanopartikel werden dann über Endozytose, also durch eine Einstülpung im Bereich der Zellmembran, in die fremde Körperzelle eingebaut und können dort die transportierte mRNA ins Zytosol abgeben. In diesen Zellen werden nach dem kodierten Bauplan der mRNA in den Ribosomen virale S-Proteinteile synthetisiert und danach auf der Membran exprimiert womit eine spezifische Immunantwort ausgelöst werden soll. Die mRNA selbst wird nach einiger Zeit vom Körper wieder abgebaut, wobei auch Zeiträume von mehreren Wochen genannt wurden.
Zur Charakterisierung der Impfstoffe verwendeten wir (A) Hellfeldmikrokopie HFM, (B) Dunkelfeldmikroskopie DFM, (C) Rasterelektronenmikroskopie REM, (D) Energiedispersive Röntgenspektroskopie EDS, (E) Totalreflektierende Röntgenfluoreszenz Spektroskopie (TXRF) und (F) Flugzeit Massenspektroskopie TOF-MS
Im HFM und DFM konnte die Ausbildung von kristallinen Strukturen bestätigt werden. Ein Vergleich mit Cholesterin-Feststoffproben bestätigte die Vermutung, dass die Zerfallsprodukte der Nanolipid-Partikel den „Flüssigkristallstrukturen“ des Cholesterins ähneln. Cholesterin ist in die Nanolipidschicht eingebaut und erleichtert damit unter anderem die Endozytose. Oberflächenspannung und statische Elektrizität beeinflussen die Ausbildung mikroskopischer Kristalle mit Geometrien unterschiedlicher Komplexität.
Im REM konnten nach erfolgtem Trocknungsvorgang bei Moderna Proben sehr große rechtwinkelige Plättchen gefunden werden, die sich nach einer EDX Analyse als NaCl Kristalle entpuppen. Es besteht allerdings Grund zur Annahme, dass es sich hier um größere Kochsalz Auskristallisationen auf wesentlich kleineren Cholesterin-Kristallen handelt. Weiters konnten im REM vereinzelt partikelförmige Verunreinigungen gefunden werden, beispielsweise Metallpartikel aus rostfreiem Stahl (Fe-Ni-Cr). Es lässt sich allerdings nur grob abschätzen, ob es sich dabei um signifikante Mengen im gesundheitsschädlichen Bereich handelt. Zusätzliche Messungen mit TXRF von größeren Probenbereichen zeigten diesbezüglich keine spektralen Signale, wodurch der Anteil solcher metallischen Kontaminationen vermutlich im niedrigen ppm Bereich abgeschätzt werden kann. TXRF zeigte allerdings auffällige Peaks von Ca, aber auch kleine Anteil von Al und Mg. Alle drei Elemente sind in den Datenblättern der Hersteller nicht angegeben.
Das vorläufig wichtigste Ergebnis ist ein Zusammenhang zwischen dem Polymerisierungsverhalten des PEG und dem Impfnebenwirkungsprofil bei Pfizer/Biontech. MALDI TOF-MS ergab einen chargenabhängigen Polymerisierungsgrad von PEG. Trägt man danach das Maximum der Verteilung der gemessenen PEG-Molekulargewichte gegen die gemeldeten Zahlen von Nebenwirkungen auf, indiziert eine homogenere kurzkettigere Beschichtung eine Erhöhung der Zahl von Impfnebenwirkungen. Eine homogene Beschichtung könnte die Zerfallshalbwertszeit erhöhen und damit den Weitertransport zu anderen Gewebe- und Organteilen begünstigen. Umgekehrt dürfte die Menge der Ausbildung von Cholesterinkristallen als Zerfallsprodukt mit einer instabileren und längerkettigen PEG Beschichtung im Zusammenhang stehen. Natürlich sind auch Cholesterinkristalle besonders in Mikrokapillaren mögliche Gefahrenpotentiale.
Weitere Untersuchungen mit Infrarot-Spektroskopie FTIR und Auswertungen von Studien mit bildgebenden Raman-Verfahren von in vitro Zellsubstraten mit Impfstoffen ergaben keinerlei Bedarf an oder Hinweise auf Kontaminationen mit Graphen oder Graphenoxid GO.
Einleitung #
Durch die weltweite COVID-19 Pandemie hat die Entwicklung von mRNA Impfstoffen einen noch nie da gewesenen Schub erhalten. Das kann dadurch erklärt werden, dass RNA Impfstoffe, im Gegensatz zu herkömmlichen Impfstoffen, schnell entwickelt, in großen Mengen produziert und theoretisch an verschiedene Erreger angepasst werden können. Die Entwicklung aber auch die Kontrolle von RNA-basierten Arzneimitteln ist auf fortgeschrittene analytische Methoden wie Rasterelektronenmikroskopie (REM), Energiedispersive Röntgenspektrskopie (EDS), Totalreflektierende Röntgenspektroskopie (TXRF), Infrarot Spektrskopie (FTIR) und Massenspektrometrie (MS) angewiesen und erfordert ein tiefes Verständnis für Fragmentierungsmechanismen, um anorganische, organische und RNA Strukturen zuverlässig zu identifizieren.
Die Stabilität von RNA ist sehr gering und stark vom umgebenden Milieu abhängig. Dass DNA stabil ist und RNA instabil kann auf die unterschiedlichen Zucker im Rückgrat zurückgeführt werden. Ribose in RNA enthält eine Hydroxylgruppe an der C2′ Position, wodurch die Phosphodiesterbindung destabilisiert wird. Diese 2′-OH Gruppe kann die Phosphatgruppe an C3′ des Nukleotids intramolekular angreifen. Dies führt selbst in Abwesenheit von zersetzenden Enzymen zur Autohydrolyse [1] der RNA. In Desoxyribose im Rückgrat der DNA ist diese OH Gruppe nicht vorhanden. Daher autohydrolysiert DNA nicht und DNA Fragmente können für Hunderte oder sogar Tausende von Jahren stabil bleiben.
Die klare Herausforderung für mRNA-Therapeutika ist ihre Anfälligkeit für Nukleasen, veranschaulicht durch eine Halbwertszeit im Serum von <5 min [2]. Obwohl chemische Modifikationen von siRNA sehr erfolgreich bei der Verbesserung der Stabilität und der Verringerung der Immunogenität sind [3], waren sie bisher für mRNA aufgrund der Empfindlichkeit der Translationsmaschinerie gegenüber diesen Modifikationen nicht erfolgreich [4]. Eine weitere Herausforderung für mRNA ist die fehlende Zellaufnahme von nackter mRNA in den meisten Zelltypen [5], mit Ausnahme von unreifen dendritischen Zellen [6]. Diese zwei Herausforderungen werden durch den Einbau einer Nukleosid-modifizierten oder sequenzmodifizierten mRNA in ein Abgabesystem gelöst, das sowohl die mRNA vor enzymatischen Angriffen schützt als auch die zelluläre Aufnahme erleichtert. Zum Beispiel schützt der Einbau in Lipid-Nanopartikel die mRNA vor enzymatischem Angriff und steigert die Zellaufnahme und -expression um das bis zu 1000-fache im Vergleich zu nackter mRNA, wenn sie in Tiermodellen verabreicht wird [7,8].
Die Fragmentierung von Ionen kann mittels Massenspektrometrie untersucht werden. Somit können Strukturinformationen über Lipide und Nukleinsäuren erhalten werden. c-Fragmente entstehen dabei durch Spaltung der Bindung zwischen dem 5′-O und dem Phosphoratom. Die c-Fragmente von RNA Dinukleotiden weisen das gleiche Masse-zu-Ladungs-Verhältnis (m/z) auf wie die basenkatalysierten RNA-Fragmente nach der Autohydrolyse. Die genaue Zusammensetzung von Pfizer-BioNTech LNP [9] und Moderna LNP [10] wurde veröffentlicht.
Kationische Polymere werden seit vielen Jahren in relativ großem Umfang für Nukleinsäureabgaben verwendet. Im einfachsten Fall werden kationische Polymere im Überschuss mit Nucleinsäure gemischt, um elektrostatisch gebundene kationische Polyplexe zu bilden. Obwohl viele Polymere entwickelt wurden, sind sie nicht so weit entwickelt wie Lipid-Nanopartikel für die Nukleinsäureabgabe, und die Zahl der Tierstudien, in denen sie erfolgreich für Impfstoffe angewendet wurden, ist sehr begrenzt. Nano-Lipide werden dann mit hydrophilem PEG beschichtet, um sie in wässrigen Medien zu stabilisieren und Protein- und Zellwechselwirkungen bei der Verabreichung in vivo zu begrenzen.
ALC-0315 in Kombination mit DSPC, Cholesterin und einem PEG-Lipid ALC-0159 ist das Verabreichungssystem in den SARS-COV-2-Studien von BioNTech [9]. Das Unternehmen begann mit der Entwicklung seines SARS-CoV-2-Impfstoffs mit vier mRNA-kodierten Immunogenen, von denen zwei nukleosidmodifiziert, eines unmodifiziert und eines selbstamplifizierend waren.
Zerfall von mRNA Impfstoffen #
Der Moderna COVID-19-Impfstoff muss bei –25 °C bis –15 °C gelagert werden, ist aber auch zwischen 2 °C und 8 °C bis zu 30 Tage und zwischen 8 °C und 25 °C bis zu 12 Stunden stabil [11]. Der Pfizer/BioNTech COVID-19-Impfstoff wird bei –80 °C bis –60 °C gelagert und aufgetaut bei 2 °C bis 8 °C bis zu 5 Tagen vor der Verdünnung mit Kochsalzlösung vor der Injektion gelagert werden [12] . Die für den Pfizer-Impfstoff erforderlichen Trockeneistemperaturen sind während des Vertriebs und der Lagerung schwieriger zu erreichen als die normale Gefriertemperatur, die für den Moderna-Impfstoff erforderlich ist. Die Gründe für diese Temperaturunterschiede sind nicht offensichtlich, da beide Impfstoffe ähnlich hohe Konzentrationen an Saccharose als Kälteschutzmittel enthalten. Die mRNA-LNPs von Moderna werden in zwei Puffern eingefroren, Tris und Acetat [10], während der Impfstoff von Pfizer/BioNTech nur einen Phosphatpuffer verwendet [9]. Phosphatpuffer sind bekanntermaßen zum Einfrieren suboptimal, da sie dazu neigen, auszufallen und abrupte pH-Änderungen beim Einsetzen der Eiskristallisation zu verursachen [13,14].
Der Mechanismus der Autohydrolyse von RNA in vitro wurde umfassend untersucht [1]. Durch einen nukleophilen Angriff der 2′-OH Gruppe am 3′-Phosphat wird die Reaktion initiiert und führt über ein Phosphoran zu einem zyklischen 2′,3′-Phosphat, dem Schlüsselintermediat der RNA Autohydrolyse (Abbildung 1a). Anschließend wird das Intermediat in wässriger Lösung zu 2′- und 3′-Phosphat hydrolysiert. Unter sauren oder basischen Bedingungen kann die Autohydrolyse der RNA, im Vergleich zur spontanen Hydrolyse bei neutralem pH, um das Millionenfache beschleunigt werden [15].
Weist die PEG Beschichtung keine Lücken auf, kann davon ausgegangen werden, dass auch die gesamte mRNA bei 2 °C bis 8 °C mindestens 5 Tage intakt bleibt. Höhere Temperaturen können diese Zeit auf ein paar Stunden reduzieren. Zwischenzeitlich wurden jedoch Haltbarkeiten verlängert und Kühlanforderungen weiter reduziert [16] und die 5 Tage auf 30 erhöht. Der Hersteller dürfte also die Stabilisierung von LNPs weiter verbessert haben. Es war daher von Interesse zu untersuchen, ob die stabilisierende PEG Beschichtung eventuell qualitative produktionsbedingte Unterschiede aufweisen könnte. Zum Beispiel zeigen lichtoptische mikroskopische Untersuchungen von mRNA Impfstoffen sehr ungewöhnliche kristallähnliche Verunreinigungen deren Konzentration mit der Lagerungszeit zunimmt. Es handelt sich um plättchenförmige geometrische Gebilde, die starke Ähnlichkeit mit rhomboiden Cholesterin-Kristallen aufweisen [17].
Optische Mikroskopie #
Es gibt inzwischen viele mikroskopische Untersuchungen von mRNA Impfstoffen (konzentriert und verdünnt) im HF (Hellfeld) und DF (Dunkelfeld) mit ähnlichen Ergebnissen. Forscher berichten darüber in diesen Impfstoffproben seltsame und nicht identifizierbare geometrische Verunreinigungen neben den LNPs zu finden. Beobachtungen mit einem DF-Mikroskop ergaben für Impfstoffe von Moderna
Kristallbildung tritt verstärkt nach Lagerung bei Raumtemperatur auf. Die milchartige Trübung von Pfizer/Biontech Comirnaty dürfte stark mit der Auskristallisation zu tun haben. Das wurde auch durch einfache Spaltlampenuntersuchungen von originalverschlossenen Impfdosen bestätigt. Im Dunkelfeldmikroskop wird das deutlicher und auch mit Videoaufzeichnungen dokumentiert.
Ein Vergleich mit einer wässrigen Lösung von festem Cholesterin (Marke: Fisher Chemical C/5360/48) im DF Mikroskop zeigt deutlich ähnliche Kristallstrukturen, wie sie in den Impfstoffen beobachtbar sind
Untersuchungen von getrockneten Impfproben auf Silizium-Trägern im Auflichtmikroskop und im REM (Rasterelektronenmikroskop) zeigten weitere Kristallisationsphänomene auf geordneten Oberflächen wie Si oder ChM durch impfstoffspezifische Puffer- und Salzlösungen
Rasterelektronenmikroskopie #
Genauere REM Untersuchung von mRNA-1273 in den Randbereichen zeigen weiters die Auskristallisation von größeren plättchenförmigen Strukturen. Abtastung dieser Kristalle mit dem Elektronenstrahl zeigen ein klares NaCl Signal im EDS.
Abbildungen 4, 5 und 6 zeigen Erscheinungsformen von festen Ch-Kristallen und optische Texturen von Flüssigkristallen. Bogenartige Kristalle in Fig. 4 waren kurze gebogene Stäbchen. Manchmal wurden längere Filamente gefunden, die auch länger als 10 µm sein können. Lange Bögen können auch zu unregelmäßigen Spiralen aufgewickelt sein. Auch röhrenförmige Kristalle wurden beobachtet (Fig. 9), die an ihren Enden brachen. Plättchenartige ChM-Kristalle treten meist mit Winkeln von 79,2° und 100,8° und häufig einer gekerbten Ecke auf. Nach einiger Zeit begannen sich kleine Flüssigkristalle zu häufen (Fig.5) und bildeten 1-5 µm große Teilchen, die man als aggregierte Flüssigkristalle bezeichnen kann.
Beim einsetzenden Trocknungsprozess werden auch die Salze der Pufferlösung an schon vorhandenen Ch-Kristallen auskristallisieren und diese umhüllen. Abbildung 10 zeigt einen rechtwinkeligen NaCl Kristall, der eine innere Substruktur mit abgerundeten Ecken aufweist, die auf Ch-Krstalle hinweisen.
Aus den hier exemplarisch angeführten optischen Beobachtungen ergaben sich folgende Fragestellungen:
1. Welche stofflichen Veränderungen beschränken die Lebensdauer der mRNA Impfstoffe und sind diese mit einfachen Messverfahren darstellbar
2. Sind stoffliche Veränderungen auch herstellungsbedingt bei bestimmten Chargen nachweisbar und wie wirken sich diese auf das Sicherheitsprofil aus
Weiter oben wurde erklärt warum Nano-Lipide mit hydrophilem PEG zur Stabilisierung beschichtet werden. Weiters wurde auch auf die Kombination mit DSPC und Cholesterin Bezug genommen. Zur Charakterisierung der PEG Beschichtung kann ein massenspektrometrisches Verfahren verwendet werden. Dafür stand uns ein Bruker MALDI Flugzeitmassenspektrometer auf der Universität für Bodenkultur in Wien zur Verfügung.
Massenspektrometrie #
Aus analytischer Sicht eignen sich PEG-Proben für konventionelle spektroskopische Methoden wie Matrix-unterstützter Laserdesorptions-Ionisations-Flugzeit-Massenspektrometrie (MALDI-TOF MS) [18, 19].
Die PEG-Proben wurden nach einem Standardprotokoll für die MS Messung aufbereitet. MALDI-TOF-Massenspektren wurden unter Verwendung des Reflektronmodus auf einem Ultraflex-TOF-TOF-Massenspektrometer (Bruker Daltonik GmbH, Bremen, Deutschland) aufgenommen. Das serielle Instrument war mit einem 337 nm, 50 Hz N2-Laser ausgestattet. Die erreichte Peakauflösung lag je nach untersuchtem Bereich zwischen m/z 250 – 950, bzw. 1000 – 4000. Beschränkt man die Messung auf den durch den Kalibrierstoff definierten Massenbereich (m/z 3000–4000), wurden mehr als 95 % der Peaks mit Fehlern unter 5 ppm gemessen.
Bei allen untersuchten Comirnaty Chargen wurde das Material Orignalimpfdosen entnommen . Aufgabe war es die „flugfähigen“ Bestandteile der Feststoffanteile zu identifizieren und auf qualitative Unterschiede zu untersuchen. Die Messung erlaubt beispielsweise Rückschlüsse auf die Anzahl der Ethylenoxideinheiten (n) und die Struktur der Endgruppe R von ALC-0159. Ebenfalls erhält man Information über die Qualität des ALC-0135.
Die Fragmentierung von RNA führt zu 2′,3′-zyklischen Phosphaten. Die dabei gebildeten c-Fragmente haben das gleiche m/z-Verhältnis wie das zyklische Phosphat-Intermediat, das während der RNA Autohydrolyse gebildet wird [18]. Messungen verschiedener Chargen zeigten dabei relativ starke Unterschiede in der Fragmentierung bei m/z=328. Abbildung 12 zeigt Spektren verschiedener Chargen mit unterschiedlicher c-Fragmentierung. Hohe relative Anteile an c-Fragmenten (EP2166) indizieren möglicherweise hohe Anteile an intakter mRNA. Diese Beobachtung korrespondiert auch mit den folgenden Beobachtungen für PEG.
Die Aufspaltung bei m/z=766 und m/z=764 von ALC-0315 hat möglicherweise mit der Substitution zweier Wasserstoffe durch eine C=C Doppelbindung zu tun. Es bleibt zu klären, ob dies mit der MALDI Methodik oder der Herstellqualität erklärt werden muss. Auch die ALC-0315 Intensität scheint mit den folgenden PEG Ergebnissen gut zusammenzupassen.
Die Massenbereiche m/z 1000 – 4000 zeigen die PEG Polymerverteilungen der jeweilig untersuchten Chargen. In Fig. 12 werden diese Unterschiede deutlich und verlangen nach Erklärung. Erstens könnten verkürzte Polymerketten entweder während der MALDI-Analyse durch In-Source-Fragmentierungen oder während der Probenaufarbeitung erzeugt werden. Wahrscheinlicher aber sind unvollständige Reaktionen, die zum Vorhandensein von Nebenprodukten führen (nicht umgesetzte Ausgangsmaterialien, eventuell einfach substituiertes PEG oder unerwartete Modifikation der Endgruppe). Diese Produkte könnten in den verbleibenden Syntheseschritten stabil sein oder weiter reagieren und immer komplexere Mischungen mit Ionen liefern, die über einen großen Massenbereich detektiert werden.
Fassen wir dann die gemessenen PEG-Polymerverteilungen in Bezug auf die Anzahl der Ethylenglycolelemente zusammen
Wir interpretieren eine höhere Anzahl von Polyethylenelementen als mögliche unvollständige Polymerisation der LNP-Oberfläche.
Im nächsten Schritt haben wir uns gefragt, ob solche PEG-Inhomogenitäten einen Einfluss auf Nebenwirkungen (ADR) nach der Injektion haben können. Dies ist eine berechtigte Frage angesichts der starken Abhängigkeit von LNPs und mRNA vom PEG-Stabilisierungsmechanismus. Die chargenbezogenen Impfstoffnebenwirkungen können unter [20] in „How Bad is My Batch“ abgerufen werden. Unsere Messungen ergaben einen statistisch messbaren Zusammenhang zwischen dem Maximum der Polymerverteilung des PEG und den ADEs aus dieser Datenbank.
Somit stellen wir also zunächst die Hypothese auf, dass eine homogene Polymerisierung der LNP Oberfläche den Impfstoff lange stabilisieren kann und so von Zerfall vor dem Transport der LNPs in unerwünschte Körperorgane verhindert. Unvollständige Polymerisation und Beschichtung sind umgekehrt ein unzureichender Schutz vor schnellem Zerfall der LNPs und zerstört deren Funktion als schützender mRNA Transporter. Mit dem Zerfall der LNPs werden auch Cholesterine freigesetzt und können sich zu Kristallen formieren. Natürlich stellt sich auch die Frage, ob die in den LNPs enthaltenen Cholesterine bei der Endozystose vollständig in die Zellmembran eingebaut werden, oder danach auch in der extrazellulären Flüssigkeit auskristallisieren. Weitere Untersuchungen sind hier gefordert, insbesondere genaue Tierversuche, um mehr über die Auswirkungen von PEG und Cholesterinen zu erfahren.
Referenzen #
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3. Behlke MA., Oligonucleotides. 2008 Dec;18(4):305-19. doi: 10.1089/oli.2008.0164. PMID: 19025401
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