„Während die Politik krampfhaft an den herkömmlichen Schulstrukturen festhält, wird der Ruf nach Reformen aus verschiedenen Fachkreisen immer lauter.“
Prominente Stimmen zur Schulpflicht:
Kritische Äußerungen von prominenten Personen in Bezug auf das deutsche Schulsystem sind dünn gesäht, aber es gibt sie und nicht erst seit “Corona”. Bereits 2012 verfasste der ehemalige Arbeitsminister Norbert Blüm seine lesenswerte Streitschrift “Freiheit – Über die Enteignung der Kindheit und die Verstaatlichung der Familie.” In dieser Radikalkritik am deutschen Schulwesen schreibt Blüm u.a.: “Die Eliminierung gesellschaftlicher Eigenwilligkeit wird jetzt von der Schule betrieben …. Die moderne Schule versucht, für alles alle Antworten vorzuhalten. So wird die Schule am Ende ihrer Perfektionierung schließlich einem aseptischen Brutkasten gleichen, in dem Küken ausgebrütet werden, um nach der schulischen Brutzeit als verbrauchsfertige und gebrauchsfähige Erwachsene ins Berufsleben abgeliefert zu werden.”
Familientherapeut und Autor Jesper Juul
Der bekannte dänische Familientherapeut und Autor Jesper Juul (1948-2019) wurde in einem Interview gefragt, was er als erstes tun würde, wenn er Bundeskanzler wäre:
„Ich würde das deutsche Schulsystem abschaffen, alle Schulleiter und Verwaltungsbeamten feuern und es mit der Hilfe von Menschen, die wissen wovon sie sprechen, neu erfinden…”
(Link: https://www.tangsworld.de/geistesblitze/zum-deutschen-schulsystem-jesper-juhl/)
Obwohl in Zeiten von Corona Kritik an staatlichen Maßnahmen im Allgemeinen und am deutschen Schulwesen im Speziellen oft eine Welle von negativen Sanktionen von regierungskonformer Seite zur Folge hat, gibt es sogar in den eigenen Reihen Kritik.
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV)
„Schule und Unterricht haben sich sehr verändert in den letzten zwei Jahren. Die Kinder waren völlig neuen Unsicherheiten und Herausforderungen ausgesetzt. Das alles beiseite zu wischen und an einem überholten System der Leistungsbeurteilung festzuhalten, wird den jungen Menschen nicht gerecht.”
Über die Enteignung der Kindheit und die Verstaatlichung der Familie. Eine Streitschrift von Norbert Blüm von 2012. Die Vereinnahmung privater Denk- & Lebensräume durch staatliche Struktur- & Bildungsvorgaben wird immer offensichtlicher ..!
Norbert Blűm, ehem. Arbeitsminister
Norbert Blűm hat – wie viele andere auch – schon 2012 davor gewarnt. Unbedingt lesenswert seine Streitschrift dazu:
FREIHEIT!
Über die Enteignung der Kindheit & die Verstaatlichung der Familie.
„Kindheit & Schule sind eine Liaison eingegangen, die zu keiner Zeit so fest war wie heute. Die Schule hält die Kindheit im Klammergriff. Die Eroberung der Kindheit durch die Schule als den alles umfassenden Ort, in dem Kindheit stattfindet, kulminiert in der Ganztagsschule.
Für Kindheit bleiben nach diesem »ganzheitlichen« Schulkonzept lediglich die Nacht sowie der kümmerliche Rest zwischen Tag & Nacht. Frühmorgens ziehen die Kinder noch halb ausgeschlafen in die Schule & kommen spätnachmittags müde & ausgelaugt an den familiären Rest- & Rastplatz zurück; zur Not wird hier noch Nachhilfe untergebracht.“
(Link: https://t.me/muetterderneuenzeit/1408 & https://t.me/c/1537513029/1287 & https://www.zeit.de/2012/12/C-Bluem)
Frank Zappa, amerik. Musiker und Komponist
Frank Zappa über Schulen und die Illosion der Freiheit (26.10.1981)
„Die Schulen bringen den Menschen bei, unwissend zu sein, und zwar mit Stil. Sie geben dir die Ausrüstung, die du brauchst, um ein funktionaler Ignorant zu sein. Amerikanische Schulen rüsten dich nicht dafür aus, mit Dingen wie Logik umzugehen; sie geben dir nicht die Kriterien an die Hand, nach denen du zwischen gut und schlecht in irgendeinem Medium oder Format beurteilen kannst; und sie bereiten dich darauf vor, ein brauchbares Opfer für den militärisch-industriellen Komplex zu sein, der Arbeitskräfte braucht. Solange du gerade klug genug bist, um einen Job zu machen, und gerade dumm genug, um zu schlucken, was sie dir geben, wird es dir gut gehen. Aber wenn du darüber hinausgehst, dann wirst du diese ernsten Zweifel haben, die dir Magenprobleme und Kopfschmerzen bereiten… und dich dazu bringen, etwas anderes zu tun. Ich glaube also, dass die Schulen mechanisch und sehr gezielt versuchen, jeden Anflug von kreativem Denken in den Kindern, die aus der Schule kommen, herauszuzüchten.“ … „Die Illusion der Freiheit wird so lange aufrechterhalten, wie es profitabel ist, die Illusion aufrechtzuerhalten. An dem Punkt, an dem die Aufrechterhaltung der Illusion zu teuer wird, werden sie einfach die Kulissen abbauen, die Vorhänge zurückziehen, die Tische und Stühle aus dem Weg räumen, und man wird die Backsteinmauer im hinteren Teil des Theaters sehen.“
Theresa Schopper, Kultusministerin in Baden-Würtemberg
Mehr Kinder fehlen unerlaubt in der Schule – Schopper droht Eltern mit Sanktionen (News4Teachers / 13.02.22)
STUTTGART. Maskenpflicht, Lüften und Abstandsgebot auf der einen Seite, Durchseuchung auf der anderen machen den Schulbesuch in der Pandemie nicht unbedingt attraktiver. Die Zahl der Fälle von fernbleibenden Schülerinnen und Schülern steigt, wie das Beispiel Baden-Württemberg zeigt. Die Kultusministerin will dagegen nun vorgehen. Vor allem während der Corona-Pandemie haben sich private Lerninitiativen und -gruppen gebildet. Wie viele solcher Fälle es landesweit gibt, ist nicht bekannt. Dem Kultusministerium lägen dazu keine belastbaren Zahlen vor, teilte der Sprecher mit. Kultusministerin Theresa Schopper sprach sich deutlich gegen solche privaten Initiativen aus: «Wer private Lerngruppen besucht, statt in die Schule zu gehen, verstößt gegen die Schulpflicht – und das wird sanktioniert.» Laut Schopper benötigen Kinder und Jugendliche den Präsenzbetrieb nicht nur für eine gute Bildung, sondern auch für ihr sozial-emotionales Wohlbefinden. Das zeigten Rückmeldungen aus den Schulen und von Kinderärztinnen oder Schulpsychologen. «Daher appelliere ich eindringlich, im Sinne der Schülerinnen und Schüler die Schulpflicht einzuhalten», sagte Schopper. Dass Kindern dort die Ansteckung mit dem Coronavirus droht, ficht die Kultusministerin nicht an. (Link: https://www.news4teachers.de/2022/02/mehr-kinder-fehlen-unerlaubt-in-der-schule-schopper-will-gegen-private-lerngruppen-vorgehen/)
Dr. Sabine Helmbold, Humanmedizinerin und Heilpraktikerin:
ZWANGSSTÖRUNGEN BEI KINDERN
„Ich bitte die Erwachsenen einzugreifen und diesen Wahnsinn zu beenden.“
Dr. Sabine Helmbold spricht über die Gefahren, denen die Kinder unter uns ausgesetzt sind. Klare Worte der ehemaligen Moderatorin und Redakteurin vom ZDF Gesundheitsmagazin.
(Link: https://gettr.com/post/pva4mze99c)
Joshua Conens, Filmemacher von Spiel- und Dokumentarfilmen
EINE GESELLSCHFT OHNE SCHULE
Joshua Conens beschäftigt sich seit Jahren mit dem Thema der freien Bildung, ausgehend von dem Projekt Yumendo, einem selbstorganisierten Orientierungsjahr, das Nordrhein-Westfalen von 2006 bis 2007 getestet hatte. Conens hat einen Film über das freie Lernen gemacht und fordert alternative Bildungsorte (von Stefan Otto 29.05.2020)
“Es gibt Momente, da kommen mir schon Zweifel: Mein Sohn geht in die dritte Klasse und macht jetzt in der Coronazeit eigentlich nur einen Bruchteil seiner Hausaufgaben. Abends kommt er selten vor halb zehn ins Bett, und es kostet mich Überredungskunst, dass er sich die Zähne putzt. Dafür guckt er sich stundenlang Lego-Kataloge an oder stromert mit einem Freund durch den Wald. Es könnte besser laufen, denke ich manchmal. Aber ich lasse ihn. Er soll seine Kindheit ausleben. Ist das aus pädagogischer Sicht ein Fehler?”
(Link: https://www.nd-aktuell.de/artikel/1137278.freies-lernen-eine-gesellschaft-ohne-schule.html)
Simone Fleischmann, Präsidentin des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbandes (BLLV)
BLLV: „Das Festhalten an Noten auf Biegen und Brechen funktioniert nicht mehr!“
Am 18. Februar ist der Tag der Zwischenzeugnisse – der BLLV nimmt dies zum Anlass, Sinn und Sinnlosigkeit dieser „Leistungsfeststellungen“ zu beleuchten. Für Simone Fleischmann ist der Fokus auf Noten gerade in der jetzigen Zeit aber völlig falsch.
Simone Fleischmann stellt klar:
„Schule und Unterricht haben sich sehr verändert in den letzten zwei Jahren. Die Kinder waren völlig neuen Unsicherheiten und Herausforderungen ausgesetzt. Das alles beiseite zu wischen und an einem überholten System der Leistungsbeurteilung festzuhalten, wird den jungen Menschen nicht gerecht. Die Politik muss endlich in der schulischen Realität ankommen und verstehen: Es geht nicht darum, die Ansprüche zu senken, sondern Schule zu individualisieren. Auch bei der Leistungsrückmeldung!“
VBE-Vorsitzender Udo Beckmann
IMMER MEHR LEHRKRÄFTE SIND DAUERHAFT KRANK (Süddeutsche Zeitung / 31. Januar 2022)
Der Verband Bildung und Erziehung (VBE) beauftragte das Meinungsforschungsinstituts Forsa zu einer Untersuchung über die Situation der Lehrkräfte. Schulleiter berichten in dieser Umfrage von immer mehr Lehrerinnen und Lehrern, die langfristig wegen Krankheiten ausfallen. Und das liegt nicht nur an Corona. VBE-Vorsitzende Udo Beckmann bei der Vorstellung der Umfrage:
„Das Kartenhaus, das wir deutsches Schulsystem nennen, beginnt zusammenzubrechen“
(Link: https://www.sueddeutsche.de/politik/schule-corona-umfrage-1.5518624)
Bernhard Sutor, Politikwissenschaftler und christl. Sozialethiker & Hans-Georg Wehling, Politikwisseschaftler
BEUTELSBACHER KONSENZ
Die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) orientiert sich in ihrer Arbeit an den anerkannten fachlichen Prinzipien politischer Bildung. Eine wichtige Referenz ist dabei der „Beutelsbacher Konsens“, der in den 1970er Jahren formuliert wurde, und seither besonders für die formale politische Bildung auf drei zentrale didaktische Leitgedanken verweist.
Eine zentrale Grundlage der Arbeit der bpb ist der sogenannte „Beutelsbacher Konsens“. Bernhard Sutor erläutert in der APuZ B 45/2002 seine Entstehungsgeschichte. Trotz vielfältiger Polarisierung und Polemik riss auch in den siebziger Jahren das Gespräch über die Grundlagen und Zielsetzungen politischer Bildung zwischen den Fachleuten nicht ab. Von den vielen Tagungen auf Bundes- und Länderebene erlangte die der Baden-Württembergischen Landeszentrale für politische Bildung im schwäbischen Beutelsbach 1976 eine besondere Bedeutung.
Hans-Georg Wehling hielt dort die Gemeinsamkeiten der streitenden Autoren in drei Punkten fest. Sie wurden als „Beutelsbacher Konsens“ für das weitere Gespräch wirksam. Kurz gefasst lauteten die drei Elemente dieses Konsenses:
- Überwältigungsverbot (keine Indoktrination);
- Beachtung kontroverser Positionen in Wissenschaft und Politik im Unterricht;
- Befähigung der Schüler, in politischen Situationen ihre eigenen Interessen zu analysieren.
(Link: https://www.bpb.de/die-bpb/51310/beutelsbacher-konsens)
Adolphe Ferrière (1879 -1960), Pädagoge
Ferrière war ein schweizerischer Pädagoge und einer der Begründer der Éducation nouvelle (neue Erziehung = Reformpädagogik)
«Und sie erschufen die Schule, wie der Teufel es befohlen hatte. Das Kind liebt die Natur, also sperrten sie ihn in vier Wände ein. Er kann nicht stundenlang nur sitzen, ohne sich zu bewegen, also wurde ihm die Bewegungsfreiheit auf das Minimum reduziert. Er arbeitet gerne mit seinen Händen und sie haben angefangen, ihm Informationen und Theorien vorzulegen. Er liebt das aufrichtige Aussprechen – sie lehrten ihm zu schweigen. Er strebt zu verstehen – sie brachten ihm das Auswendiglernen bei. Er würde gerne selbst erforschen und nach Wissen suchen – doch er bekam alles in Fertigform auf dutzende von grauen Arbeitsblättern. Durch das alles haben die Kinder gelernt, was sie unter anderen Umständen nie gelernt hätten: Sie haben gelernt nichts zu hinterfragen und sich anzupassen.»
(Link: https://yoice.net/adolphe-ferriere-und-sie-erschufen-die-schule-wie-der-teufel-es-befohlen-hatte/)
Philip Kovce, Autor, Ökonom und Philosoph
„SCHAFFT DIE SCHULPFLICHT AB“ – ein Audio-Beitrag von Philip Kovce auf SWR2 am 1. Mai 22
Auszüge:
„Als der UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Bildung am 21. März 2007 in Genf seinen Deutschlandbericht vorstellte, gab er der pisageschockten Dichter-und-Denker-Nation einige Hausaufgaben mit auf den Weg. Er bemängelte etwa die fehlende Chancengleichheit des deutschen Bildungssystems, die dazu führe, dass Bildung in kaum einem anderen westlichen Land derart von der elterlichen Situierung abhänge wie in der Bundesrepublik. Außerdem kritisierte er die übermäßige Selektion sowie die mangelnde Inklusion – alles Themen, die einen auch 15 Jahre später in aktuellen bildungspolitischen Debatten täglich wie das Murmeltier grüßen.
Jedoch mahnte der Vertreter der Vereinten Nationen auch etwas an, das von deutscher Seite sofort schroff zurückgewiesen wurde – und bis heute nicht der Rede wert scheint: nämlich die Abschaffung der Schulpflicht, wie sie in Deutschland als De-facto-Schulzwang existiert. Dieser Schulzwang sei mit internationalen Abkommen, etwa mit Artikel 13 des UN-Sozialpakts oder Artikel 26 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, nicht vereinbar, da diese Abkommen Haus- oder Fernunterricht ebenfalls zuließen und nicht dem Staat, sondern den Eltern ein vorrangiges Recht einräumten, über Bildungsbelange ihrer Kinder zu entscheiden.“
„- Erstens unterstellt die Schulpflicht Kindern und Jugendlichen Bildungsunwilligkeit …
– Zweitens unterstellt die Schulpflicht Eltern Erziehungsunfähigkeit …
– Drittens unterstellt die Schulpflicht der Schule Sinnlosigkeit …“
„Ausgerechnet die unfreiwilligen pandemischen Zusatzferien haben zwei Dinge ganz nüchtern in Erinnerung gerufen: Erstens, dass die allermeisten Eltern heilfroh sind, wenn ihre Kinder in die Schule gehen – schon allein deshalb, weil die Schule die effizienteste Lösung des Betreuungsproblems darstellt; zweitens, dass Eltern, die sich um Haus- oder Fernunterricht kümmern, weit mehr mit den Bildungsbelangen ihrer Kinder zu tun haben als jene Mütter und Väter, die ihre pädagogische Verantwortung ein gutes Jahrzehnt lang fünf Tage die Woche an der Schultür abgeben.“
Zeitungsartikel zum Thema:
BLLV: „Das Festhalten an Noten auf Biegen und Brechen funktioniert nicht mehr!“
Über Ergänzende Informationen freuen wir uns.
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